Kurzbericht: Delegation des Dar Al Janub im Al Razi-Spital in Jenin

Eine Delegation von “Dar al Janub – Verein für antirassistische und Friedenspolitische Initiative” besuchte vom 21. bis 28. März Palästina. Ziel der Reise war es, die Situation in den palästinensischen Gebieten kennen zu lernen, Kontakte zu knüpfen, um danach in der europäischen Öffentlichkeit darüber berichten zu können. Unter anderem wurden die Städte Umm el Fahm, Jerusalem, Bir Zeit, Nablus und Jenin besucht.

Bemerkenswert war u.a. der Besuch in Jenin. Dort fand ein Besichtigung des Al-Razi Krankenhaus und Gespräche mit dem Leiter des Krankenhaus Dr. Fawaz Hammad und ÄrztInnen des Krankenhauses statt.

Die Stadt Jenin erlangte traurige Bekanntheit durch die Angriffe, welche die israelische Armee 2002 im Flüchtlingslager durchführte und bei denen große Teile des Flüchtlingslagers zerstört wurden. Jenin war bis in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts eine wichtige Stadt auf der Handelsroute zwischen Jerusalem über die Jesreelebene und nach Haifa. 35.000 PalästinenserInnen leben in der Stadt und im Flüchtlingslager Jenin. Die Zerstörungen durch die israelische Armee und die Abriegelung durch die Besatzung ließen sie zu einer der ärmsten Städte im Westjordanland werden. Die Mauer, die die Stadt heute abriegelt, verschärft die Situation noch zusätzlich.

Die wirtschaftlichen Güter der Stadt können durch die faktische Blockade nicht mehr exportiert werden, die Arbeitslosigkeit ist hoch, viele kleine Unternehmen gingen zugrunde. Der Direktor des Krankenhauses, Dr. Fawaz Hammad und Mitglieder der Stadtverwaltung schilderten diese Situation eindrücklich.

Wichtig zur Aufrechterhaltung des sozialen Lebens, der Infrastruktur, der Bildungseinrichtungen und des Gesundheitssystems sind Spenden von NGOs aus dem Ausland, aus arabischen Ländern und Europa, die durch das Zakat-Komitee verwaltet und entsprechend verwendet werden. Dr. Hammad berichtete, dass es vor allem die Gelder für Gesundheit und Bildung seien, die von besonderer Bedeutung sind. Infrastruktur werde immer wieder von der israelischen Armee zerstört, aber finanzielle Mittel, die für die Gesundheit und die Ausbildung der Menschen verwendet wird, hätte längerfristig Bedeutung.

Das Al-Razi Krankenhaus selbst finanziert sich zum größten Teil durch Spenden aus dem Ausland. Unter anderem hoben die MitarbeiterInnen des Krankenhauses hervor, dass die “Palästinensische Humanitäre Vereinigung in Österreich” (PHV) durch ihre Spendensammlungen einen wesentlichen Beitrag für die Versorgung des Krankenhauses leistet. Unter anderem wurde vor kurzem ein moderner Ultraschall-Nierensteinzertrümmerer der Firma Siemens von der PHV finanziert. Dieses Gerät habe eine wichtige Bedeutung, da im Westjordanland durch die schlechte Wasserversorgung Nierensteine sehr häufig auftreten würden, und viele Patienten aus dem gesamten Westjordanland von der neuen Behandlungsmethode profitieren können.

Die langen Patientenlisten und Aufzeichnungen über Behandlungen verdeutlichen die Wichtigkeit dieses Geräts zur Behandlung der Erkrankten. Durch Spenden verschiedener Organisationen wie der PHV könne das Krankenhaus trotz der Schwierigkeiten durch Besatzung und Blockade einen halbwegs angemessenen medizinischen Standard aufrechterhalten. Geburtsstation, Intensivstation, Radiologische Abteilung usw. leisten einen bedeutenden Beitrag zur Versorgung der PalästinenserInnen, nicht nur in Jenin, sondern im gesamten Westjordanland.

In diesem Zusammenhang fällt insbesondere auch die Motivation der Leitung und derÄrztInnenteams des Krankenhauses auf, die trotz der Schwierigkeiten lebenswichtige Arbeit leisten und PatientInnen, unabhängig von ihrem finanziellen Status kompetent behandeln, oft auch ohne Bezahlung seitens der PatientInnen.

Das Krankenhaus ist ein konkretes, positives Beispiel dafür, wie Gelder durch Hilfsorganisationen aus Europa effizient, unbürokratisch und direkt für die Menschen verwendet werden.

Katrin Oberdorfer, eine Teilnehmerin der Delegation dazu:
“Palästina ist einer schwerwiegenden Blockade ausgesetzt, die europäischen Regierungen kommen ihrer Verantwortung zu einer Verbesserung der Situation leider nicht nach. Dies betrifft vor allem auch das Gesundheitssystem. Durch den Besuch im Krankenhaus wurde mir klar, wie wichtig in solch einer Situation der Beitrag von humanitären NGOs ist, die direkt mit den Menschen vor Ort zusammenarbeiten, und so wenigstens eine Grundversorgung für die Menschen gewährleisten.”
Delegation des Dar al Janub mit MitarbeiterInnen des Krankenhauses
Spendentafeln im Krankenhaus
Der Leiter des Krankenhauses Dr. Fawwaz Hammad mit Mag. Peter Leidenmühler

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