Am Donnerstag, den 14. 7. 2005 fand im Dar al Janub im Rahmen des Bildungskolloquims ein Vortrag von Dr. Karam Khella zum Thema: “Der arabische Raum im Spannungsfeld der Weltpolitik – Orientalismus, Globalisierung und Entwicklung im arabischen Raum” statt. In den Ausführungen von Dr. Khella wurde die Bedeutung der in der Überschrift verwendeten Begriffe einer genauen Analyse unterzogen. Wobei er in besonders ausführlicher Weise die kulturelle und sprachliche Einheit des arabischen Raumes erläuterte und anfügte, dass sich die arabische Welt zwar aus zahlreichen Gruppen und Religionen zusammensetze, es jedoch ein starkes Gefühl der Einheit und Zusammengehörigkeit gebe und deshalb die Versuche des Imperialismus einen Keil zwischen die arabischen Völker zu treiben, vergeblich seien. Ebenso ging er auf den kürzlich herausgegebenen Arab Human Development Report ein, wobei er problematisierte dass in Berichten dieser Art kein einziges Wort über real existierende Entwicklungen und Verbesserungen gesprochen werde und letztlich warf er die Frage auf in welchem Interesse es läge ein solch negatives Abbild der arabischen Gesellschaft zu zeichnen. Interessant waren auch Dr. Khellas Erläuterungen zum Begriff Globalisierung. “In einer gespaltenen Welt”, so Dr. Karam Khella, “heißt Globalisierung eine Verstärkung dieser Spaltung, in der die Staaten des Nordens immer reicher, und jene des Südens immer weiter in die Armut getrieben werden.” Nach dem einstündigen Vortrag von Karam Khella wurden einige während des Referats erwähnte Themen vertieft und diskutiert. Abschließend bot sich bei einem Buffet die Möglichkeit zum Einzelgespräch mit dem Referenten. Am Freitag, den 15. 7. 2005 gab es im Dar al Janub einen Vortrag von Dr. Karam Khella zum Thema: “Schatten über dem Libanon – Gefahren, Perspektiven und die Situation der palästinensischen Flüchtlinge“. Die Veranstalter des Abends stellten am Beginn des Referats ihre bisherigen Projekte zu den palästinensischen Flüchtlingen vor. Im April 2005 organisierten sie eine Fotoausstellung mit Bildern aus den Flüchtlingslagern im Libanon, Syrien und in Jordanien. Vertreter der palästinensischen Flüchtlinge und europäische Politiker und Wissenschafter diskutierten dort das Rückkehrrecht der Palästinenser in ihre Heimat Palästina. Ebenso wurde vom Moderator dieses Abends erwähnt, dass es vom 15. bis 25. August eine Delegation in die Flüchtlingslager im Libanon geben werde, wobei die Veranstaltung mit Dr. Karam Khella Teil der Vorbereitung für diese Reise sei. Am Beginn des Referats gab es eine historische Einführung in die Geschichte des Libanons, das “Land von Milch und Honig”. Auch der Aspekt der Geschichte der arabischen Einheit wurde von Dr. Khella angeführt, vor allem die Versuche zur Herstellung der arabischen Einheit durch Muhammad Ali (1905 – 1948) sowie Gamal Abdel-Nasser (1918-1970). Ebenso thematisiert wurde die künstliche Grenzziehung durch den Kolonialismus, durch welche viele Staaten geschaffen wurden, die es bisher in dieser Form nicht gab. Zusammengehörende Gebiete wie der Libanon, Palästina und Jordanien wurden durch die Briten und Franzosen 1916 durch das Syces-Picot Abkommen aufgeteilt. Auf eindrückliche Weise schilderte Dr. Khella die Geschichte der palästinensischen Flüchtlinge im Libanon, die Geschichte der PLO im Libanon, die Massaker in den Flüchtlingslagern und die Vertreibung und Verstreuung der PLO auf sieben arabische Länder. Dr. Khella thematisierte auch die gegenwärtige Situation im Libanon, sowie das Verhältnis des Libanons zu Syrien. Er führte aus, dass die Interessen beider Länder die gleichen seien, dass Syrien eine positive Rolle zum Schutze der palästinensischen Flüchtlinge im Libanon inne gehabt habe und dass die Spaltung des Libanon nur dem imperialistischen Projekt dienen könne. Am Ende des Vortrages formulierte Dr. Karam Khella sechs Fragen an die Reisegruppe in den Libanon, welche Auskunft über die aktuelle Situation der Palästinenser in den Lagern geben sollten: 1) Wie ist die Moral der Palästinenserinnen und Palästinenser in den Lagern angesichts jahrzehntelanger Diaspora und ständiger Bedrohung durch die israelische Armee? 2) Wie funktioniert die schulische Versorgung und wie wird die Gesundheitsvorsorge in den Lagern aufrecht erhalten? 3) Wie gelingt es den Verantwortlichen in den Lagern den palästinensischen Flüchtlingen Studien zu ermöglichen und wie sieht es mit der Verteilung der Studienplätze aus? 4) Wie ist die Wohnsituation in den Lagern? 5) Was zeichnen die palästinensischen Kinder in ihre Malbücher? 6) Was erwarten sich die Flüchtlinge von der europäischen Gesellschaft und wie können wir sie unterstützen? |