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Dialog statt Ausgrenzung – eine Antwort auf Vorwürfe seitens “juedische.at” und anderer – Dar al Janub

Dialog statt Ausgrenzung – eine Antwort auf Vorwürfe seitens “juedische.at” und anderer

Dar al Janub – Der Verein für antirassistische und friedenspolitische Initiative organisierte von 24.-27. April 2008 die Ausstellung und Veranstaltungsreihe “Palästina – Kultur im Exil”. Primäre Intention dieser Veranstaltung war es, mit der Ausstellung von palästinensischem Kunsthandwerk – das von Frauen in den Flüchtlingslagern im Libanon produziert wird, die damit ihren Lebensunterhalt in den von Elend und Not geprägten Flüchtlingslagern sichern – ein neues Projekt unserer palästinensisch-libanesischen Partner-NGO “Thabit” zu unterstützen. Parallel zur viertägigen Ausstellung fanden als Rahmenprogramm mehrere Vorträge, Diskussionen und palästinensische Kultur- und Folklorevorstellungen statt.

Aus den vielen überwiegend positiven Reaktionen, die wir im Zuge unserer Veranstaltung erhalten haben, stechen leider auch einige wenige, negative hervor. Da im Zusammenhang mit unseren kommenden Veranstaltungen im Dezember 2008 (z.B. Filmreihe “Palästina – Filmische Eindrücke einer Besatzung”, Vortrag des israelischen Historikers Professor Ilan Pappe, Details dazu im Veranstaltungsprogramm) leider ebenfalls ähnliche Reaktionen möglich sind, und da diese Positionen und Vorwürfe in ähnlicher Form immer wieder formuliert werden, möchten wir im Folgenden dazu Stellung beziehen – wir hoffen damit, Missdeutungen bezüglich unseres Vereins und unserer Arbeit aus dem Weg räumen und klären zu können: 

In der “Juedischen.at” wurde ein Artikel mit dem Titel “Unerschütterlich antisemitisch” von Michaela Sivich veröffentlicht (unter www.juedische.at, Zugriff 22. April 2008). Der gleiche Wortlaut fand sich in einem offenen Brief der Autonomen Uniantifa, der einen Tag zuvor veröffentlich wurde. Ähnliche Positionen fanden sich bereits auch schon zuvor in Artikeln und Stellungnahmen des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes DÖW. 

Wir können nachvollziehen, dass die Inhalte unserer friedenspolitischen und sozialen Arbeit – Integration, Islam in Europa, der Konflikt Israel/Palästina – Auseinandersetzungen sind, in denen sehr unterschiedliche und teilweise auch kontroversielle Standpunkte vorherrschen. 

Insbesondere da wir besonderen Wert darauf legen auch Stimmen des Südens, muslimische Stimmen und die Seite der Palästinenserinnen und Palästinenser zu Wort kommen zu lassen, um so einen wirklichen und ausgeglichenen Dialog in Gang bringen zu können, ist es bis zu einem gewissen Grad nahe liegend, dass daraus leidenschaftliche Meinungsverschiedenheiten entspringen können.
In einer Zeit in der eine diffuse Islamophobie leider stärker wird, in der weltweit bedauerlicherweise der Kriegszustand zum “Normalzustand” wird und der “Kampf der Kulturen” in der Diskussion immer mehr zu Bedeutung zu kommen scheint, finden wir es um so notwendiger einen offenen Dialog zu führen, und dazu auch unterschiedlichste Positionen zu Wort kommen zu lassen. 

Wir wenden uns in unserer Arbeit nachdrücklich und kategorisch gegen jegliche Form von Rassismus und Diskriminierung, und bemühen uns um eine nachhaltige friedenspolitischen Perspektive. Wir verwehren uns in aller Entschiedenheit gegen den Vorwurf des Antisemitismus und gegen die diffamierende Behauptung, es ginge in unserer Arbeit auch nur ansatzweise um die “Zerstörung des israelischen Staates”. Vielmehr ist es unser Anliegen, alle – und in diesem spezifischen Themenschwerpunkt Palästina/Israel eben auch die palästinensischen – Seiten wahrzunehmen, um damit auch die marginalisierten Seite zu Wort kommen zu lassen und ihre Recht zu unterstützen. 

Viele gemeinsame Initiativen, von jüdischen und muslimischen, von israelischen und palästinensischen Organisationen weisen dazu einen Weg: die gemeinsame Geschichte des Leides aufzuarbeiten, um so endlich zu einem friedlichen Zusammenleben in der Region und in Europa zu gelangen. Dazu bedarf es unbedingt die Wahrnehmung der anderen Seite, und nicht den Versuch ihrer Ausgrenzung, nicht den Versuch die andere Seite zum Schweigen zu bringen. Dieses Verständnis und diese Offenheit bringen wir in unseren Veranstaltungen zum Ausdruck und fordern dies ebenso von anderen ein.

Die gegen uns als VeranstalterInnen, ebenso wie gegen unsere ReferentInnen und UnterstützerInnen vorgebrachten Vorwürfe, Unterstellungen und Polemiken sind leider bekannt; die Methode der inhaltlich unrichtigen Darstellung und der politischen, sozialen und historischen Verdrehung dient leider oft dazu, das Gespräch und die Diskussion von vorne herein abzublocken und zu verhindern. 
Bedauerlicherweise wird aber von den VerfasserInnen derartiger Polemiken selten auch nur ansatzweise etwas Substantielles zur Lösung der brennenden Probleme beigetragen: etwa zu den Fragen des friedlichen Zusammenlebens im Nahen Osten, der Integrations- und Partizipationsmöglichkeiten von MigrantInnen in Europa, zum Dialog zwischen der islamischen Welt und dem Westen. Diese essentiellen Fragen und Problematiken erfordern jedoch den Dialog, erfordern ein Zusammenkommen, erfordern eine möglichst breite öffentliche Debatte; gerade auch innerhalb Europas.

Zu den konkreten Unterstellungen:

Der Vorwurf des (Pro-)Islamismus soll eine Nähe zu terroristischen Organisationen suggerieren und ist in seiner Verschwommenheit juristisch schwer greifbar. An üble Nachrede grenzend, lässt es genügend Spielraum um damit unbehelligt jeden zu diskreditieren, der sich für einen Dialog mit der islamischen Welt einsetzt (oder etwa als Journalistin ein Interview führt; so wurde die bekannte und renommierte Nahostexpertin Karin Kneissl vom Herausgeber der “juedischen.at” als “Cheerleaderin der Hesbollah” bezeichnet; nachzulesen unter: www.newsletterboy.de, Erstveröffentlichung in juedische.at, Zugriff 15 Juni 2004). 

Mit dem Begriff “Tarn- und Nachfolgeorganisation” wird etwas Gefährliches, Bedrohliches, und Nicht-Greifbares unseres Vereins unterstellt. Im konkreten Falle spielt diese Rolle des Bedrohungsszenarios die ehemalige Studenteninitiative “Sedunia”, eine lose Initiative von Studierenden (die im übrigen weder übermäßig bedeutend, noch “islamisch”, noch “islamistisch” war – die Verwendung dieser Worte soll abermals Assoziationen von Gefahr wecken), die nach ihrer sinnlosen und falschen Kundgebung im November 2003 kurzzeitig traurige Bekanntheit erreichte und die bereits seit geraumer Zeit zerfallen ist. 
Wir als Verein für antirassistische und friedenspolitische Initiative lehnen derartige Aktionen wie die vom 9. November 2003 strikt und eindeutig ab. Wir weisen weiters den Versuch aufs Schärfste zurück, unsere antirassistische Politik in die Nähe von nationalsozialistischem und/oder faschistischem Gedankengut zu stellen.

Ebenso weisen wir den Begriff “islamistisch” zurück. Dieser politische und islamophobe “Kampfbegriff”, den die AutorInnen anwenden, greift unseren Verein an, weil Menschen unterschiedlichster Herkunft und Religion an gemeinsamen Projekten arbeiten; unter anderem auch muslimische. Die Tatsache, dass bei unseren Veranstaltungen selbstverständlich auch Menschen muslimischer Religion sprechen und zu Gast sind, dass an unseren Sprachkursen muslimische Frauen teilnehmen usw. sehen wir als große Bereicherung, nicht als Gefährdungspotenzial.

Gerade unsere Arbeit mit all den Unebenheiten, den “nicht abgeschlossenen”, “nicht-festgefahrenen” Positionen und Gedanken mitsamt dem komplexen, vielfältigen und doch so produktiven Verhältnis zwischen NichtmuslimInnen und MuslimInnen, lässt uns klar erkennen, wie destruktiv von Manichäismus geprägte Weltbilder sind und wie wenig solche geeignet sind als Interpretationsmodell in einer Welt der Differenzen und Vielfältigkeiten zu dienen.

Die “judische.at” und andere, ähnlich agierende AkteurInnen begeben sich damit in ein Fahrwasser der Ausgrenzung und bedient damit leider bewusst oder unbewusst islamophobe Denkmuster, wie sie immer stärker auch von rechtsextremer Seite zu hören sind. So wurde unter anderem eine Veranstaltung, bei der die Autorin Michaela Sivich als Moderatorin auftrat, im Internetforum “Gegen-islamisierung.Info” angekündigt; ein Forum, dass laut eigener Darstellung “über aktuelle Aktionen, die sich gegen die Verbreitung des Islams in unserer europäischen Heimat richten” berichtet (nachzulesen unter: www.gegen-islamisierung.info, Zugriff 10. Mai 2008)
So wie diese Übernahme von Positionen und ihre missbräuchliche Verwendung durch rechtsextreme Kreise sicher nicht im Sinne der Autorin Michaela Sivich ist, möchten auch wir darauf hinweisen, dass eventuell unbefugte Verwendungen unserer Positionen und Argumente durch Rechtsextreme von uns in aller Entschiedenheit abgelehnt wird und wir uns ausdrücklich von solchen möglichen Vereinnahmungen distanzieren. Alle fortschrittlichen Kräfte hier in Europa sollten gemeinsam dazu beitragen, Ausgrenzung, Rassismus und Rechtsextremismus zurückzudrängen.

Selbstverständlich ist jede und jeder, der/die sich über die Arbeit unseres Vereins informieren will herzlich eingeladen, sich unsere Webseite, unsere Veranstaltungsberichte, unsere Stellungnahmen, Jahresberichte usw. anzusehen, oder unser Vereinslokal “Zentrum für Interkulturelle Begegnung” zu besuchen.

Wir laden alle Interessierten ein, unsere Veranstaltungen zu besuchen und sich ein Bild von unserer Arbeit zu machen – möglicherweise ein wichtiger Schritt um Vorurteile abzubauen. Weiters ersuchen wir die politischen EntscheidungsträgerInnen weiterhin Institutionen und Vereinen öffentlichen Raum für offene und pluralistische Diskussionen zu geben. Dies ist gerade auch bei Themen wie dem israelisch-palästinensischen Konflikt dringend nötig, um allen Seiten die Möglichkeit zu geben ihre Positionen darzustellen und in Austausch zutreten.


Wien, November 2008

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