Das Grauen in Libyen – 130 Jahre danach sind die Bestien zurück

„Der Faschismus lebt von Expansion. Daher hat er seine Stellungen bis zu den fernsten Ländern und Völkern vorgeschoben. Dies gehört zwangsläufig zu seinem Wesen. Das pervertierte, mechanisierte Monstrum leidet an einer Krankheit, die es zwingt, Schönheit zu zerstören und statt ihrer Scheußlichkeiten in die Welt zu setzen.“

George Jackson, Field Marshall der Black Panther, 1971 von den Bestien ermordet

Die Bestien sind zurück. Aber waren sie jemals weg? Vor über 130 Jahren haben sich die europäischen Länder auf dem Berliner Kongress von 1885 den Afrikanischen Kontinent beim gemeinsamen Fressgelage vollkommen untereinander aufgeteilt. Und Frankreich nahm sich das Herzstück: Mali. Bis dahin war Mali ein sehr wohlhabender Teil Afrikas und eine Schnittstelle für Handel und Kultur zwischen dem nördlichen Afrika und dem südlichen Afrika. Südlich und östlich des heutigen Malis befinden sich die 10 am stärksten wachsenden Wirtschaftsräume der Welt, mit den wesentlichsten Ressourcen wie Erze für Nuklearenergie, Coltan, Gold, Kupfer und viele mehr.
Nachdem die weißen „Herrenmenschen“ Europas 400 Jahre lang Menschen in der Wiege der Menschheit versklavten und abschlachteten, sind sie heute zurück. Die Menschen sind in ihrem modernen System nicht mehr verwertbar, aber der Boden auf dem sie leben, ist es nach wie vor. Und das ist der Grund für Sklavenmärkte, Ertrinkende im Mittelmeer und die Präsenz so mancher Gruppierungen, die den Islam auf ihrer Fahne zu stehen haben, aber die lokalen Vollstrecker des Imperiums der Verbrecher sind.
Aus diesem Grund nennen die weißen europäischen „Herrenmenschen“ aus der EU und den USA, bewaffnet mit NATO und AFRICOM heute ihre Mission nicht mehr „Christianisierung“ oder „Zivilisierung“, sondern „Krieg gegen den Terror“. Und diesen erneuten Angriff des permanenten Krieges gegen den globalen Süden, leitete der Zusammenbruch der Sowjetunion ein. Der totale Krieg konnte sich nun endlich richtig entfalten.
Seit 1960 schielten die USA auf die Ölreserven Guineas, aber der imperiale östliche Counterpart und der antikoloniale Widerstand begrenzte die Eroberungen. 1992 hat die Siedlerkolonialmacht USA ihren Angriff mit einer „humanitären Intervention“ in Somalia eingeleitet und 28.000 US Soldaten dort hingeschickt. Der Widerstand wurde von den Leuten der Straße getragen, als die Black Hawks vom Himmel geholt wurden. Die Menschen schleiften die toten Kampfpiloten durch die Straßen, weil sie wussten, dass sie der Feind sind. Das somalische Volk vertrieb die größte Armee der Welt – leider nur vorübergehend. Im Schatten von 9/11 installierten die USA ihre erste Militärbasis in Djibouti.
Die anderen Verbrecher – Frankreich, waren nie wirklich weg. Nach ihrem Massenmord am algerischen Volk, haben sie trotz Entkolonisierung ihren Einfluss behalten. Das „Françafrique“ hält die kaputte und bankrotte Wirtschaft Frankreichs über Wasser. Heute versuchen sie ihre „Claims“ über ihre militärische „Präsenz“ in Mali zu sichern.
Seitdem tobt der Krieg um Einflusszonen und Ressourcen, um die Vormacht Europas und der USA aufrecht zu erhalten. Die Arabisch-Afrikanische Revolte, der sogenannte „Arabische Frühling“, wurde von der EU, den USA und der NATO mit ihren lokalen Verbündeten blutig niedergeschlagen und Staaten mit antikolonialer Ausrichtung wie das Libyen unter Muammar Gaddafi, der wie Nelson Mandela US Stützpunkte in Afrika immer entschieden ablehnte, verschwanden von der Bildfläche. Heute ist Libyen ein aufgeteiltes und zersplittertes Gebiet – sicher kein Land, und ohne eine Regierung, die diesen Namen verdienen würde.

Also – wenn Menschen im privilegierten und an Reichtum überquellenden Europa irgendwie die Situation von Geflüchteten in Libyen oder anderswo an den Rändern der EU bemerken wollen, haben sie zumindest die Verantwortung die Hintergründe miteinzubeziehen und die richtigen Adressaten ihres Protests zu finden. Das sind die Botschaften von Frankreich und den USA!

Und – wenn Menschen im privilegierten und an Reichtum überquellenden Europa irgendwie Faschismus oder faschistische Vernichtungspolitik thematisieren wollen, dann sollten sie ihren Blick von irgendwelchen
Straßen- und Parlament-Nazis wegbewegen in Richtung des globalen Südens. Denn dort schlachten die Armeen europäischer Regierungen People of Color in alter Tradition und neuer Mission: „Kampf gegen den
Terror“, so nennen sie ihre „zivilisatorische Mission“ im 21. Jahrhundert.

Und – wenn Menschen im privilegierten und an Reichtum überquellenden Europa das Wort Sklaverei in den Mund nehmen wollen, dann sollten sie auch die Machenschaften europäischer Konzerne bei der Rekrutierung junger Fußballtalente benennen. Wenn beispielsweise der Weltkonzern „Red Bull“ an Kindern in Ghana medizinische Versuche durchführt, um deren Größe und damit Einsetzbarkeit im Profifußball in späteren Jahren feststellen zu können (1).

Und – wenn Menschen im privilegierten und an Reichtum überquellenden Europa Lösungen fordern, dann sollten sie sich die Visionen von Ökonomen wie Paul Romer oder Michael Castle Miller auf der Zunge zergehen lassen. Solche Leute wollen rund um die Kriegszonen sogenannte Refugee Cities –
Sonderverwaltungszonen, errichten.2 Also wie kleine Gazastreifen in denen Menschen abgeschnürt von der Welt, aber „geordnet“ und unter Kontrolle ihr kärglich-klägliches Leben fristen dürfen – bis auf Widerruf – natürlich ohne eine intakte Widerstandsbewegung.


Wir fordern:
Frankreich raus aus Mali
USA raus aus Niger
AFRICOM zur Hölle
Solidarität mit den Völkern Afrikas
Sichere Fluchtwege nach Europa


Dar al Janub – Verein Für antirassistische und friedenspolitische Initiative, November 2017

1 http://derstandard.at/2000066003074/Red-Bull-Ghana-Der-Fehlschlag-der-Bullen
2 http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/oekonomie/nachrichten/entwicklungsoekonomie-der-stadtplaner-als-weltretter/3434790.html

Indem Sie die Website weiterhin nutzen, stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Mehr Information

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind so eingestellt, dass sie "Cookies zulassen", um Ihnen das bestmögliche Surferlebnis zu bieten. Wenn Sie diese Website weiterhin nutzen, ohne Ihre Cookie-Einstellungen zu ändern, oder wenn Sie unten auf "Akzeptieren" klicken, erklären Sie sich damit einverstanden.

Schließen